Das Clüverhaus in Achim
Das heutige Clüverhaus, ein typisch niedersächsisches Zweiständer-Fachwerkhaus, wurde, wie es der Balken über der „Grootdöör“ aussagt, im Jahre 1824 erbaut. Der ehemalige Bauernhof ist einer der 14 Bauhöfe, die zum größten Teil bis in das 20. Jahrhundert hinein bewirtschaftet wurden. Geschichtlich dürften diese Bauhöfe die ältesten Siedlungsstellen des Ortes sein und waren ursprünglich alle in der Nähe der Kirche angelegt. Von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis in den letzten Krieg hinein besaß es die bäuerliche Familie Clüver – nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen Adelsfamilie, die schon im 17. Jahrhundert ausstarb.
Am 12. Dezember 1823 brannte das alte Haus ab, die dreijährige Tochter Margarethe des Baumanns Franz Clüver kam in den Flammen um. So wurde der Neubau von 1824 erforderlich.
Im Zuge vorbereitender Maßnahmen für die Stadtsanierung erwarb die Stadt Achim das immer mehr verfallende Haus und ließ es bis 1976 als Baudenkmal renovieren, um hier einen Teil Alt-Achims zu erhalten.
Heute gibt es im Clüverhaus im ehemaligen Fleet eine Vorhalle, im einstigen Wohnteil ein Kaminzimmer und eine Küche. In der früheren Diele betreibt die Werkstatt der Stiftung Waldheim ein sehr beliebtes Café. Im Obergeschoß, dem ehemaligen Heuboden, ist die Wohnung der Hausmeisterin, sowie der Versammlungs- und Arbeitsraum des Heimatvereins und der Geschichtswerkstatt Achim untergebracht.
1652 |
Das Clüverhaus ist als Hofstelle eingetragen. Der Besitzer ist Ebert Keucken. |
1736 |
Franz Clüver übernimmt die Hofstelle. Zu der Hofstelle gehören: 86 Morgen Land, das Wohnhaus, eine Scheune, ein Schafstall und ein Backhaus. |
1784 |
Franz Clüver II übernimmt die Hofstelle. Da sie kein freier Besitz ist, sondern drei Gutsherrschaften nach Meierrecht untersteht, muß der Besitzer einen Meierzins zahlen: an die Königliche Kammer 13 Reichstaler, 13 Reichstaler an die Pfarre und an die Gutsherrschaft zu Borstel 9 Reichstaler. Die jährliche Steuer beträgt 3 Reichstaler und 2 Mariengroschen. |
1803 – 1813 |
Napoleonische Kriege. Franz Clüver muß während dieser Zeit Soldaten und Pferde beherbergen und beköstigen. |
1814 |
Franz Clüver II übergibt den verschuldeten Hof an seinen 29jährigen Sohn Franz Clüver III. |
1823 |
Das Wohnhaus wird durch ein Feuer total vernichtet. |
1824 |
Das jetzt restaurierte Haus wird gebaut. |
um 1826 |
Das Clüverhaus wurde bisher unter der Haus- und Brandkassennummer 20 geführt und bekommt jetzt die Nummer 10. |
1835 |
Franz Clüver III stirbt. |
1836 |
Die Vormünder der Clüverschen Erben, Müller Weidenhöfer und Baumann Wichmann, verkaufen ein Nebengebäude und etwas Land an den Achimer „Schutzjuden“ Moses Jacob Alexander. |
1837 |
Mit dem Geld aus dem Verkauf wird die Gutsherrschaft abgefunden. Der Hof ist somit freies Eigentum. |
1863 |
Der Baumann Hinrich Claus verwaltet den Hof als Interimswirt für den minderjährigen Erben Franz Clüver IV. Ein Nebenhaus ist an den Kaufmann Wilhelm Schlüter vermietet. |
1873 |
Franz Clüver IV übernimmt das väterliche Erbe. Er gehört zu den 25 Einwohnern Achims mit dem größten Eigentum. |
1910 |
Franz Clüver V gehört zu der höchsten Steuerklasse, ist also einer der wohlhabensten Männer Achims. |
1941 |
Der damalige Ortschronist notiert: „Im Dezember starb Franz Clüver. Es scheint, er sei der Letzte seines Geschlechtes.“ |
1971 |
Die Stadt Achim erwirbt das Clüversche Anwesen und renoviert das Haus. |
26.11.1976 |
Einweihung des Clüverhauses als „Haus der Bürger“. Im Obergeschoß ist die Stadtbücherei eingerichtet. |
1989 |
Die Stadtbücherei zieht in das ehemalige Feuerwehrgebäude um. Den frei gewordenen Raum im Clüverhaus teilen sich die Geschichtswerkstatt und der Heimatverein Achim als Arbeits- und Versammlungsraum. |